Der Alpenverein schätzt, dass ca. 600.000 Deutsche im Jahr Skitouren gehen. Damit hat sich die Zahl in den letzten 15 Jahren verdreifacht. Auch in der Mainburger Sektion spiegelt sich dieser Trend wieder, fanden sich doch am vergangenen Freitag Abend 14 Tourengeher im Eppensteiner Hof im Navistal zur Tourenbesprechung ein. Was macht überhaupt den Reiz dieser Sportart aus?
Immerhin ist es ganz schön anstrengend, mitunter lawinengefährlich, nicht immer ein Abfahrtsgenuss, es kann sehr kalt und windig sein. Ein völliges Whiteout macht die Orientierung fast unmöglich.
Es kann aber auch der absolute „Burner“ sein, die Zutaten hierfür sind ein strahlend blauer Himmel, feinster Pulverschnee und eine mäßige Lawinengefahr. Dann wird die Tour zu einem unvergesslichen Erlebnis.
Diese gewisse Unplanbarkeit macht wohl den speziellen Reiz des Tourengehens aus.
Für den Samstag wählten wir das Naviser Kreuzjöchl mit 2.536m aus, da es die Tage davor Neuschnee gegeben hat und wir uns bei der nordseitigen Abfahrt noch Pulverschnee erhofften. In gut 3 Stunden bewältigten wir die 1.150m Höhenmeter bei fast schon frühlingshaften Temperaturen. Über wunderschönes Skigelände und feinstem Powder ging es dann nach Norden durch die Knappenkuchl hinab zur Klammalm und den Forstweg hinaus bis zur Peeralm, wo wir nochmals eine Trinkpause einlegten. Die Rundtour führte dann noch über die freien Hänge bis zum Klammbach hinab und im Talgrund hinaus zum Ausgangspunkt.
Da die Hangausrichtung am Samstag perfekt war, wählten wir für den Sonntag die Scheibenspitze mit 2.489m und vielversprechender Nordabfahrt aus.
Schon beim Aufstieg zeigte sich, dass sich der berüchtigte Föhnsturm bei diesem Berg besser austoben konnte, was leider die Schneequalität etwas in Mitleidenschaft zog. Am Blasigleralm Hochleger machten wir Pause und studierten den weiteren Anstieg mit zahlreichen Spitzkehren im steilen Schlusshang zum Gipfel.
Im letzten Teil des 40 Grad steilen Gipfelhangs kamen auch noch die Harscheisen zum Einsatz. Wer sie zu spät bzw. gar nicht anlegte machte keine glückliche Figur.
Am geräumigen Gipfelplateau hatten wir eine prächtige Aussicht zum Hintertuxer Gletscher mit Olperer und runter ins Schmirntal nach Kasern.
Die Abfahrt gingen wir dann zunächst etwas defensiv und respektvoll an, doch nachdem jeder dann mehr oder weniger Zutrauen ins eigene Können bekam, lockerten wir die Handbremse und carvten genussvoll zurück nach Navis.
Der Altersunterschied von 56 Jahren in der Gruppe war überhaupt kein Problem.
Es macht einfach Spaß, egal ob Jung oder (fast) Alt.
Vielleicht ist das auch ein Grund für den Boom abseits der Piste. Fazit: „Oida, des warn zwoa megageile Tourn“