Hoher Tenn über den Gleiwitzer Höhenweg 16.08. – 18.08.2019

Nachdem sich im letzten Jahr schon einmal eine Mainburger Truppe am Hohen Tenn versucht hatte, aber umkehren musste und schon 2 andere Anläufe im Vorhinein am Wetter gescheitert waren, wollten wir es dieses Jahr nochmal wissen. Und der Hohe Tenn sollte es uns wieder nicht einfach machen.

Nach einer Woche mit ziemlich durchwachsenem Wetter starteten wir erst am Freitag  – der Feiertag als Schlechtwetterreserve war also schon aufgebracht – unsere Tour in Fusch bei milden Sommertemperaturen. Nach 600hm kam der erste Rückschlag: Christian, unser Fachübungsleiter, musste wegen eines Infekts leider wieder umdrehen. Obwohl wir den nun freien Lagerplatz schnell wieder an Chri aus Salzburg losgeworden sind und so mit ihm und Paul unseren Österreicher-Anteil auf ein Viertel heben konnten, war uns der Wettergott noch immer nicht gnädig. Ernüchtert mussten wir nach über 1300 HM auf der Gleiwitzer Hütte feststellen, dass der Hohe Tenn und seine Schneespitze deren Namen alle Ehre machten, für Samstag Bewölkung und einstellige Grade kein Tauwetter verhießen und am Gipfel wegen des Schnees niemand erfolgreich war.

Nach viel Hin und Her Überlegen und Ratschlägen der extrem freundlichen Wirtsleut (wo sonst wird sich der Name JEDES Gasts gemerkt?) verschoben wir den Gipfelversuch auf den eigentlich als entspannten Abstiegstag geplanten Sonntag. Unsere beiden Österreicher mussten abends wieder absteigen und versuchten deshalb am Tenn so weit wie möglich zu kommen, mussten aber recht bald umkehren. Wir verbrachten den Samstag damit jeden der 6 niedrigeren Hüttengipfel (u.a. Rettenzink, Imbachhorn) zu erkraxeln. Da die meisten davon nur weglos über steile Grasflanken und mit einigem Auf und Ab zu haben sind, kam so doch noch ein ausgewachsener Bergtag zusammen und alle machten sich an der Hütte mit einem zufriedenen Grinsen im Gesicht über Apfel-, Topfenstrudel und co her. Dass dann andere Bergsteiger mutmachende Neuigkeiten zur Schneesituation mitbrachten, war nur das Sahnehäubchen auf einem gelungenen Bergtagerl.

Saßen wir am Samstag Nachmittag noch mit Jacke vor der Hütte, konnten wir beim Gipfelsturm am Sonntag um 7.00 morgens sogar schon im T-Shirt losgehen. Die steigenden Temperaturen hatten selbst von unten her sichtbare Arbeit geleistet und so starteten wir optimistisch in einen langen Tag mit ca 1200hm Auf- und 2500 hm Abstieg. In der kräftigen Morgensonne wurde uns gut warm, während wir durch Edelweisswiesen zum Beginn der Seilversicherungen an der Unteren Jägerscharte aufstiegen. Nach kurzem Durchschnaufen machten wir uns an die gut mit Klammern abgesicherte Verschneidung, auf die ein luftiges Gratstück folgte. Nach dieser ersten Geschmackprobe und dem Blick auf die folgende extrem steile Wiesenquerung dämmerte uns schon, dass das Gefühl der Ausgesetztheit bei dieser Tour wohl bis zum Schluss ein ständiger Begleiter bleiben würde. Die Sicherungen fallen allerdings an allen nötigen Stellen sehr komfortabel aus. Oberhalb der Oberen Jägerscharte stiegen wir mit herrlichen Tiefblicken über den immer schmaler werdenden Schuttgrat zum Kempsenkopf auf. Obwohl das Geröll sehr lose wirkte, war der Weg zu jeder Zeit griffig zu gehen. Wie die Jungs auf der Hütte allerdings am Vortag bei Schnee mit Barfuss-Schuhen dort heil runter gekommen sind, grenzt an ein Rätsel… Auf dem Kempsenkopf, dem ersten 3.000er Gipfel der Kette, beschloss ein Teil der Gruppe es bei den grandiosen Blicken auf die Hochgebirgsstauseen bewenden zu lassen und umzukehren. Peter und Bernd ließen es sich allerdings nicht mehr nehmen, die restliche Kraxelei auf die Schneespitze und den Hohen Tenn Hauptgipfel noch durchzuziehen. Nach einem konzentrierten Abstieg und einem ausführlichen Sonnenbad für den einen Teil der Gruppe und einigen mehr Höhenmetern für den anderen Teil trafen wir uns alle am frühen Nachmittag für die verdiente Stärkung auf der Gleiwitzer Hütte. Den langen Hüttenabstieg versüßten sich manche noch mit einer Abkühlung im Gebirgsbach, bevor wir etwas geschafft, aber alle zufrieden den Heimweg antraten.